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Rekonstruktion des MPSB-Personenwagens No. 13

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Rekonstruktion des MPSB-Personenwagens No. 13 - Seite 7 Empty Re: Rekonstruktion des MPSB-Personenwagens No. 13

Mi 22 Apr 2020, 19:45
Liebe Feld- und Kleinbahnfreunde,

nach langer Zeit melde ich mich hier wieder einmal zu Wort. Einiges ist passiert in den letzten Monaten, wovon jedoch derzeit noch nicht viel zu sehen ist.
Es entstanden unter anderem die 28 hölzernen inneren Rahmen meiner Fenster neu. Jeder dieser Rahmen wurde in 12 Einzelteilen angefertigt, eingepasst, verleimt und in seiner Fensteröffnung verschraubt:
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Nun sollten eigentlich die ersten Fensterrahmen mit Scheiben bestückt und in die Öffnungen eingesetzt werden. Doch in der derzeitigen Situation geht alles etwas langsamer voran. Wie ich noch aus meiner Jugend weis (ich war gerade einmal fünf Lenze alt, als die Spanische Grippe in Europa wütete), ist Abstand nun das Gebot der Stunde.

Da ist es gut, daß sich Einiges in Heimarbeit erledigen lässt. Der geneigte Leser wird sich eventuell noch daran erinnern, daß meine Gepäcknetzhalter zur Aufarbeitung zerlegt wurden. Seit einigen Monaten warteten nun die Einzelteile, welche in der Eifel gesandstrahlt und anschließend grundiert wurden, auf ihre Montage, Farbgebung und neue Bespannung.
Zunächst wurden also die 14 Halter, welche 8 verschiedene Längen aufweisen, wieder in der richtigen Lage zusammengeschraubt. Große Hilfe leistete dabei die originale Werkszeichnung, in der alle Maße und ihrer Einbaulage vermerkt sind.
Im Anschluß erfolgte die Lackierung in rotbrauner Farbe, wie sie bei der KPEV üblich war. Da ich aus Teilen nach preußischen Normalien bestehe, erscheint diese Wahl gerechtfertigt:
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Nachdem die Farbe getrocknet war, konnte mit der Bespannung begonnen werden.
Als mich die Frankfurter Feldbahner fanden, hingen an meinen Netzhaltern noch einige Reste meiner Bespannung. Ob diese aus der Zeit der MPSB, oder von der Reichsbahn stammten, kann ich mich nach all den Jahren nicht mehr entsinnen. Stark verstaubt und in je eine Ecke zusammengezogen boten sie einen traurigen Anblick. Doch bei der Demontage stellte sich heraus, daß sich zu großen Teilen nur die Kunstfaserschnur, mit der die Netze aus Hanfseil eingebaut waren, aufgelöst hatte, während einige Netze selbst noch weitgehend unbeschadet waren. So entstand der Entschluß, zumindest mein eines Endabteil, welches noch aus originalem Holz besteht und auch wieder seine originale Gaslaterne sowie erhaltene Griffstangen erhalten wird, mit diesen Netzen auszustatten. Die Netze wurden dazu mehrfach von Hand gewaschen, bis sie sich von rostbraun-schwarz wieder zu leinfarben zurückverwandelten. Im Anschluß konnte das erste Netz in den Halter gespannt werden:
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Zur eigentlichen Befestigung lieferte ein stark beschädigtes Netz, das aufgeknüpft wurde, die passende Schnur:
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Und so zeigt sich das erste Netz nach der Bespannung:
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Für die beiden kurzen Netzhalter wurden im Anschluss die guten Mittelteile aus anderen langen Netzen getrennt:
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In den nächsten Tagen werden dann die übrigen Halter mit neuen Netzen versehen, beschriftet und bis zum Einbau eingelagert.

Doch das ist eine andere Geschichte …

Bis dahin:
Auf Wiederfahren!
Hochachtungsvoll, Euer
Wismarwagen

AFA mag diesen Beitrag

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Mi 22 Apr 2020, 20:18
Allerliebst !
Matthias S.
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Mi 22 Apr 2020, 21:07
So etwas wie Gepäcknetze hat überlebt, während die allermeisten Teile des Aufbaus weggefault sind. Toll das Ihr da einen Bereich mit ursprünglichen Teilen rekonstruiert, sonst musste doch immer alles neu...

_________________
viele Grüße, Matthias

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Mi 22 Apr 2020, 21:24
Ich verfolge die Doku von Anfang an mit größter Spannung. Einfach wunderschön!

Gruß Holger
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Sa 25 Apr 2020, 00:57
Immer wieder schön anzusehen wie ihr aus der wenig verbliebenen substanz das best mögliche macht. mit einem besuch bei der wiederinbetriebname könnt ihr fest rechnen!
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Sa 25 Apr 2020, 19:42
Eine Klasse Arbeit, die Ihr da leistet.

Bin schon gespannt auf den Tag, wenn No. 13 das erste Mal in einen Zug fertig aufgebaut zu sehen ist. Das wird hier ja wohl dann auch dokumentiert. Smile
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Rekonstruktion des MPSB-Personenwagens No. 13 - Seite 7 Empty Re: Rekonstruktion des MPSB-Personenwagens No. 13

Mi 29 Apr 2020, 10:39
Mahlzeit Wismarwagen,

danke für den Aufarbeitungsbericht, tolle Arbeit! Die Details sind in der Tat sehr spannend, waren an den Halterungen für die Netze noch Farbreste zu finden? Sind genug Netze für alle Halter vorhanden oder müssen welche neu geknüpft werden?

Gruß Sven

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Mi 29 Apr 2020, 11:46
Maschinist schrieb:Die Details sind in der Tat sehr spannend, waren an den Halterungen für die Netze noch Farbreste zu finden? Sind genug Netze für alle Halter vorhanden oder müssen welche neu geknüpft werden?

Hallo Sven,

ich antworte hier mal "in Vertretung":
Auf den Haltern waren diverse Farbreste in mindestens 5 verschiedenen Braunschattierungen zu finden. Da die Farbe aber stark unterrostet war und abblätterte, ist es nicht gelungen, eine saubere Farbprobe zu gewinnen. Wir haben uns daher an den VVM Aumühle gewandt. Dort hatte man u.A. noch Gepäcknetzhalter nach KPEV-Normalien, an denen als unterste Farbschicht ein RAL 8012 "Rotbraun" entsprechender Ton zu finden war.

Zur Bespannung der übrigen Netze konnte auf fertig geknüpfte Meterware aus ex. DR-Beständen zurückgegriffen werden, somit sind alle Netze einbaufertig.

Übrigens, so sahen sie bei der Bergung aus:
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Rekonstruktion des MPSB-Personenwagens No. 13 - Seite 7 Empty Re: Rekonstruktion des MPSB-Personenwagens No. 13

Mi 29 Apr 2020, 12:50
Hallo,

die rotbraunen Gepäcknetzhalter entsprechen durchaus meiner Erinnerung an Fahrten in den sechziger
Jahren. Die gab es in preuß. Abteilwagen genauso, wie in alten Zweiachsern mit offenen Plattformen auf ehem. Privatbahnen.
Zusammen mit den gelb bis ockergelb lackierten Wänden u. Wagendecken u. den rotbraun gebohnerten Linoleumfußböden ergab das eigentlich ein sehr warmes Bild der Anteile. Besonders wenn der Wagen schon jahrzehntelang als ^Raucher^ lief. Basketball
Die späteren Alu-Gepäckhalter wurden besonders von den Älteren noch lange als Gepäcknetz bezeichnet.

Gruß Holger
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Mi 29 Apr 2020, 20:13
Aus gegebenem Anlass reiche ich noch zwei Zeitungsartikel von 1913 zu.

Artikel aus der „Deutschen Straßen- und Kleinbahnzeitung“ von 1913:
Ein vierachsiger Personenwagen II./III, Klasse für 600 mm Spurweite der Mecklenburg-Pommerschen Schmalspurbahn A.-G., Friedland i. M. (gebaut von der Wagenbau-Aktiengesellschaft Wismar i. M)
Als eine unangenehme Begleiterscheinung der Bahnen mit einer Spurweite von 600 mm ergab sich dort, wo man vor allen Dingen mit geringen Kurvenradien zu rechnen hatte, die Unmöglichkeit einer geräumigen Ausgestaltung der Betriebsmittel, insbesondere der Personenwagen. In den meisten Fällen konnte man überhaupt nur zweiachsige Wagen verwenden, und ging man zu vierachsigen Wagen über, so war die Konstruktion eines längeren Wagens mit einer größeren Anzahl Sitzplätze nicht gut durchführbar und daher unrentabel. Als weiterer Nachteil dieser Bahnen zeigte sich gewöhnlich eine sehr schlechte Beleuchtung der Personenwagen, da Gas usw. nicht zur Verfügung stand, und ganz abgesehen von der Heizung und Bremse war Sympathie des reisenden Publikums für derartige Bahnen nicht gerade ausgeprägt. Alle dies Mängel können heute als überwunden betrachtet werden durch die hier behandelte Wagentype, welche vor kurzem die „Mecklenburg-Pommersche Schmalspurbahn A.-G." Friedland i. M. in ihren Wagenpark eingestellt hat. Die Wagen, welche von der Wagenbau-Aktiengesellschaft Wismar i. M. erbaut werden, vertragen hinsichtlich ihrer Ausstattung und ihres äußeren Aussehens ohne weiteres einen Vergleich mit ihren größeren Verwandten, den modernen Wagen für normale Spur. Zum Zwecke einer vollständigen Ausnutzung der gegebenen Länge sind die beiden Wagenden mit zwei Abteilen versehen, welche gegenüber dem mittleren Wagenteil verschmälert sind. Das eine dieser Abteile ist eingerichtet für acht Sitzplätze II. Kl., die Bänke sind gepolstert und die Wände mit Granitol bekleidet. Das Leisten- und Rahmenwerk besteht aus naturpoliertem Mahagoni-Holz. Das Abteil am anderen Ende bietet Raum für 8-10 Sitzplätze, und zwar III. Klasse, wird aber im Bedarfsfalle auch für II. Klasse verwendet. Die Wände dieses Abteils haben naturpolierte und lackierte Eichenholz-Vertäfelungen, während das Leistenwerk und die Sitze aus Rüsterholz bestehen. Zwischen den beiden Endabteilen und dem Mittelabteil befinden sich auf jeder Seite zwei Eingangstüren, der dazwischen liegende Vorraum ist von den Abteilen durch Schiebetüren abgeschlossen. Das Mittelabteil, welches Raum für 20 Sitzplätze III. Klasse bietet, hat ebenfalls Vertäfelung; das Leistenwerk besteht aus Eichenholz, die Lattensitze aus Eschenholz. Von dem Vorraum am Ende des Abteiles II. Klasse gelangt man ferner durch eine Verbindungstür in einen Abort, welcher mit Leibstuhl, Pissoirbecken, Waschbecken und Wasserkannen versehen ist. Sämtliche Abteile haben eine ausreichende Anzahl Luftsauger mit patentierten Regulatoren, sowie mehrere herablaßbare Fenster, welche in Metallrahmen gefaßt und mit Ausgleichsvorrichtungen versehen sind. Vor den Fenstern sind im Mittelabteil Schiebegardinen, in den beiden Endabteilen amerikanische Springrouleaux angebracht. Die Beleuchtung der Wagen erfolgt durch Gas; zur Erzeugung derselben hat die Mecklenburg-Pommersche Schmalspurbahn in Friedland eine eigene Gaskompressoranlage errichtet. Zur Beheizung der Abteile dient eine Milddampfheizung (System Körting), ferner sind die Wagen mit Körtingscher Luftsaugebremse versehen. Um eine genügende Ausnutzung des zur Verfügung stehenden Höhenraumes zu erzielen, sind die beiden zweiachsigen Drehgestelle zwischen die Langträger des Untergestells eingebaut, womit gleichzeitig die Schwerpunktlage des Wagens gegenüber dem auftretenden Winddruck in günstigem Sinne beeinflußt wurde. Die vorstehende kurze Beschreibung dieser Wagen dürfte davon überzeugen, daß mit dieser Konstruktion das Verlangen nach einer geräumigen, eine größere Anzahl von Personen fassenden Wagengattung, für eine Spur von 600 mm, unter vollständiger Ausnutzung der gegebenen Betriebsverhältnisse in allen Teilen erfüllt ist.

„Friedländer Zeitung“ vom 9. 2. 1913:
„Neue Personenwagen der Mecklenburg-Pommerschen Schmalspurbahn“
Die Mecklenburg-Pommersche Schmalspurbahn, die dank der recht erfreulichen Entwicklung in den letzten Jahren schon so mannigfache Verbesserungen geschaffen und Vervollkommnungen getroffen hatte, wird mit Inkrafttreten des Sommerfahrplans am 1. Mai. d. Js. auf allen ihren Linien neue Personenwagen in den Betrieb einstellen. Diese neuen Personenwagen werden nach den neuesten Erfahrungen und Technik gebaut sein und auch den verwöhntesten Ansprüchen genügen. Äußerlich unterscheiden sie sich von den alten Wagen schon durch ihre größere Länge und Breite, die höhere Stellung über dem Gleise und ihre durchweg gefälligere Form. Während die bisherigen Personenwagen eine Länge von 8,5 m hatten und in vier Querabteilungen III. Klasse und in ein Querabteil II. Klasse geteilt sind, werden die neuen Personenwagen eine Länge von 12 m haben und nur drei Abteile aufweisen. In der Wagenmitte befindet sich das über 6 m lange und 2 m breite Durchgangsabteil III. Klasse, welches 20 bequeme Sitzplätze aufweist, die zu beiden Seiten des durch das Abteil führenden Ganges, ähnlich wie bei Wagen der Staatsbahn, angeordnet sind. An den beiden Kopfenden des Wagens befinden sich je 2,25 m langes und 1,7 m breites Abteil, von denen das eine als Abteil II, Klasse ausgebildet ist, während das andere als Fakultativ-Abteil je nach Bedarf als Nichtraucher-Abteil II. Klasse oder III. Klasse Verwendung finden wird. Das Abteil II. Klasse hat 8 bequeme Polstersitze und entspricht an Größe den Abteilen II. Klasse der Staatsbahn. Das Fakultativ-Abteil am anderen Ende des Wagens wird 10 Plätze aufweisen. Zwischen den Endabteils und der Mitte des Wagens befindlichen Abteil III. Klasse befinden sich zwei Vorräume, in welchen die Wagentüren angeordnet sind und von welchem man durch Schiebetüren nach der einen Seite in das Abteil III. Klasse, nach der anderen Seite in das Abteil II. Klasse bezw. in das Fakultativ-Abteil gelangt; außerdem führt von dem einen Vorraum eine Tür zu dem allen Anforderungen entsprechenden Abort. In jedem dieser beiden Vorräume sind noch 3 Stehplätze vorhanden, so daß die Gesamtanzahl der Personenplätze 44 beträgt, und nach Indienststellung der 8 Personenwagen die Gesamtanzahl der verfügbaren Personenplätze des Personenwagenparks um 352 vermehrt wird. Die Seitenwände der neuen Personenwagen weisen eine ununterbrochene Fensterreihe auf. Die Endabteils werden an jeder Längsseite je 90 cm breite Fenster aus Spiegelglas, das Mittelabteil III. Klasse auf jeder Seite 8 Fenster von 65 cm Breite haben, so daß einschließlich der Central-Vorräume die Wagen beiderseits 14 Fenster besitzen werden, die durch schmale aber kräftige Pfosten getrennt sind. An den Kopfenden des Wagens werden Fenster nicht angebracht sein. Die herablaßbaren Fenster werden Metallrahmen und Ausgleichsvorrichtungen haben. Sämtliche Abteile werden mit Körtingscher Milddampfheizung versehen sein und wie die Staatsbahnwagen Gasbeleuchtung, System Pintsch, erhalten. Die Lüftung wird durch selbsttätige Grove-Luftsauger bewirkt, von denen im Mittelabteil 4 Stück und in den beiden Endabteils je zwei Stück eingebaut sein werden. Entsprechend den heute billigerweise zu stellenden Ansprüchen wird die innere Ausstattung dieser neuen Personenwagen eine durchweg gediegene und zweckmäßige sein. Das Abteil II. Klasse wird mit Plüsch überzogene Polstersitze, System Knippenberg, erhalten. Die gesamte Wand- und Deckenverschalung wird aus Luterma-Birkenplatten hergestellt und oberhalb der Fensterbrüstung mit silbergrauem Granitol bekleidet seiner Aufgabe gerecht sein wird, während die geschweifte Decke mit weißem Pegamoid bezogen sein wird. Das Leistenwerk wird aus naturpoliertem Mahagoniholz bestehen, an Stelle der Türfüllung wird dieses Abteil einen großen Spiegel aufweisen. Alle Fenster werden amerikanische Spring-Rouleaus erhalten. Außerdem sind ein Roßhaarläufer und im Winter wollene Fries-Fensterschutzdecken vorgesehen. Das Fakultativ-Abteil wird geschweifte Sitze aus Rüsterholz erhalten. Die Wandverkleidungen werden aus Lutermaplatten mit Eichenfournierung hergestellt. Das Leistenwerk wird aus naturpoliertem Rüsterholz bestehen. Im Übrigen ist dieses Abteil genau so wie das Abteil II. Klasse ausgerüstet. Das in der Mitte des Wagens liegende Durchgangsabteil III. Klasse wird aus 4 Abteilungen zu je 6 Sitzen bestehen, die in der Mitte nochmals durch eine halbhohe Wand getrennt sein werden. Auch hier erhalten die Wände Luterma-Plattenverkleidung mit Eichenfournier; die Decke dagegen ist nicht bezogen, sondern weiß gestrichen und lackiert, und an den Fenstern werden statt der Springrouleaus Schiebegardinen angebracht sein. In allen Abteilen ist der Fußboden mit Linoleum belegt, auch sind in allen Abteils zweckentsprechend Gepäcknetze vorgesehen. Die äußerst kräftig gebauten und mit nachstellbarem Sprengwerk versehenen Wagen werden vierachsig gebaut sein und auf zwei Drehgestellen mit größerem Radstand als dem bisher gebräuchlichen ruhen, wodurch eine ruhige und stoßfreie Fahrt der Wagen gewährleistet sein wird. Auch wird alles erfüllt sein, was in Bezug auf die Sicherheit gefordert werden kann. Die Personenwagen werden mit einer durchgehenden auf sämtliche Räder wirkenden Luftsaugebremse, System Körting, ausgerüstet sein, und da bis zum Mai dieses Jahres auch sämtliche Tender und Packwagen der Mecklenburg-Pommerschen Schmalspurbahn mit dieser vom Lokomotivführer zu betätigenden Bremse versehen sein werden, wird die Bremsung des Zuges unabhängig von Schaffnern und Bremsern vom Lokomotivführerstand aus erfolgen. Mit dieser Einrichtung wird die Mecklenburg-Pommersche Schmalspurbahn in Bezug auf Sicherung an der Spitze aller Kleinbahnen stehen. Auch was die Standfestigkeit der Wagen anbelangt, so werden die neuen Personenwagen absolute Sicherheit bieten. Während die bisherigen Personenwagen für einen seitlichen Winddruck von 90 kg pro qm gebaut waren, ist bei den neuen Personenwagen der Berechnung ein seitlicher Winddruck von 100 kg pro qm zu Grunde gelegt, Das Wagengewicht ist daher auch verhältnismäßig hoch und wird rund 12 000 kg betragen. Wenn keine Lieferverzögerungen eintreten, werden diese von der Wagenbau-Aktien-Gesellschaft Wismar i. M. gebauten neuen Personenwagen an Stelle der jetzigen Personenwagen am 1. Mai in den regelmäßigen Zugverkehr eingestellt werden. Die alten Personenwagen werden dann mehr in Reserve gehalten werden und an Stelle der in letzten Jahren eingestellten Fakultativ-Wagen treten, welche je nach Bedarf als Personenwagen oder als gedeckte Güterwagen Verwendung gefunden hatten. Es ist sicher zu erwarten, daß mit dieser weiteren Verbesserung der Betriebsmittel der Personenverkehr sich noch mehr heben wird, zumal die Mecklenburg-Pommersche Schmalspurbahn, welche alsdann über 24 Personenwagen und 14 Fakultativwagen verfügen wird, nicht nur allen an sie herangetragenen Anforderungen, sondern selbst den verwöhntesten Ansprüchen gerecht wird. Der ganze Fuhrpark der Mecklenburg-Pommerschen Schmalspurbahn wird vom Mai ab aus 22 Lokomotiven mit Tender, 24 Personenwagen, 14 Fakultativ-Personenwagen, 8 Gepäckwagen, 1 Postwagen und 625 Güterwagen bestehen, von welchen letzteren 4 Stück achtachsig für je 20 tons Ladegewicht gebaut sind. Da die Verwaltung der Bahn z. Zt. auch die Doppelflanschräder gegen Einflanschräder auswechselt und diese Auswechselung in rund 4 Jahren vollendet sein wird, und dann sofort in mehreren Jahresraten der gesamte Oberbau, der heute rund 215 km in Betriebslänge aufweist, durchstärkere Schienen, die auf Hauptstrecken 19,75kg Gewicht haben werden, ersetzt werden soll, so wird die Mecklenburg-Pommersche Schmalspurbahn in einigen Jahren trotz ihrer schmalen Spur von 60 cm sich ebenwürdig an die Seite ihrer Schwesterbahnen stellen können, die sie heute bereits in Bezug auf die Betriebsleistungen größtenteils übertrifft.

Übermorgen ist es also 107 Jahre her, dass die acht Wagen in Betrieb gingen!
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