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Restauration Grubendiesellok CKD BND30 2431/56

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Di Mai 12, 2015 7:17 pm
Hallo zusammen,

im Jahr 2013 bot sich uns die Gelegenheit, in Zusammenarbeit mit dem Verein Eisenbahnfreunde „Richard Hartmann“ Chemnitz e.V. und der Stadt Oelsnitz / Erz. an einer Ausschreibung für Förderprojekte im Rahmen der Sächsischen Landesgartenschau teilzunehmen. Die Objekte sollten einen Bezug zur Bergbauvergangenheit der Stadt haben. Was lag also näher, als unsere Grubendiesellok BND30 als Restaurationsobjekt vorzuschlagen? Loks dieses Typs waren in der letzten Periode des Steinkohleabbaus in diesem Revier relativ häufig vertreten.

Kurz zur Geschichte der Lok: Gebaut im Jahr 1956 unter der Fabriknummer 2431, war sie als Untertageversion geliefert worden. Wo die Maschine erstmalig zum Einsatz kam, ist bislang nicht bekannt. In den achtziger und neunziger Jahren war sie im Dachziegelwerk Sömmerda im Einsatz, von wo aus sie nach Werksstilllegung ins Bergbaumuseum Lautenthal im Harz kam. Nächste Station war das Feldbahnmuseum Hildesheim.

Im Jahr 2005 konnten wir die Lok im Tausch gegen eine Ns2f der Ziegelei Chemnitz – Rottluff übernehmen. Erste Planungen sahen vor, die Maschine betriebsfähig aufzuarbeiten und den äußeren Zustand zunächst zu belassen. Ein irreparabel zerfrorener Motor und das unbewegliche Getriebe ließen diesen Plan aufgrund vieler anderer anstehender Arbeiten in weite Ferne rücken. So wurde die Lok im Übernahmezustand zu diversen Ausstellungen bei uns gezeigt.

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Mit der Chance, die Aufarbeitung über Fördermittel zu finanzieren, machten wir uns neu Gedanken, was mit der Lok geschehen sollte. Nach einer gründlichen Bestandsaufnahme entschieden wir uns, die Maschine im letzten Einsatzzustand der Ziegelei in Sömmerda zu restaurieren. Das Eigenbauführerhaus als charakteristischer Umbau sollte unbedingt erhalten bleiben.

Das ausgearbeitete Projekt überzeugte die Vertreter von Stadtverwaltung Oelsnitz und der Sächsischen Aufbaubank, so dass die Arbeiten im Frühjahr 2014 starten konnten. Finanziert wurde die Maßnahme aus dem Europäischen Sozialfonds (ESF) und dem EU – Förderprogramm Ziel 3.

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Erster Schritt war die Zerlegung und Dokumentation des IST – Zustandes. Baugruppe für Baugruppe wurde entfernt, befundet, der Arbeitsaufwand festgelegt und die Teile anschließend bis zur Weiterbearbeitung eingelagert.

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Nachdem das Puzzle sortiert war, gingen Rahmen, Radsätze, Puffer und Bremse zu einer Chemnitzer Maschinenbaufirma. Wie bereits gesagt, war der vorhandene Tauschmotor 3 KVD 14,5 SRL vom Motorenwerk Schönebeck restlos hinüber. Einen brauchbaren Motor gleicher Bauart hatten wir schon fast im Auge, als sich überraschend die Möglichkeit ergab, von Matthias Richter einen originalen Skoda 3S110 – Motor für die Lok zu erwerben. Nach kurzer Beratung wurde der Motor gekauft und nach Chemnitz überführt.

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Problematisch an der Remotorisierung war die Tatsache, dass dafür mit dem Schneidbrenner die originalen Motorfundamente und Teile des Rahmens freihändig ausgeschnitten wurden, um Platz für den Tauschmotor zu schaffen. Dies galt es rückgängig zu machen.

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Der Rahmen der Lok kam dazu auf ein Bohrwerk. Die Reste der Fundamente (vor allem die Höhe in Bezug zur Getriebeauflage) wurden mit dem Messkopf erfasst und gespeichert. Anschließend entfernte man die Fundamentreste und begradigte die Freihand – Brennschnitte.

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Auf der Richtplatte wurden passend ausgelaserte Platten in die nun geometrisch bestimmten Ausschnitte eingeschweißt. Zu guter letzt kamen zwei neue Motorfundamente aus Vierkant – Stahl hinzu. Nach Abschluss der Schweißarbeiten wurden die Fundamente im Bohrwerk überfräst, um die exakte Höhe zu den Getriebeauflagen herzustellen. Die Bohrungen für die Befestigung des Motors wurden ebenfalls neu eingebracht.

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Abschluss der Arbeiten am Rahmen bildete die Farbgebung.

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An den Radsätzen mussten die Achslagersitze nachgearbeitet werden. Hier gab es Korrosionsschäden. Die Achslagergehäuse wurden aufgearbeitet, neu gedichtet und mit neuen Schmierpolstern versehen. Die Achslagerschalen entstanden neu aus Rotguß.

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Die Bremsanlage wurde komplett mit neuen Bolzen bestückt und neu ausgebüchst. Die Hängeeisen mussten neu angefertigt werden, da hier eine Aufarbeitung nicht mehr sinnvoll war. Eine fehlende Bremszugstange und ein abgerissenes Teil der Hauptbremswelle wurden nach einer Vermessung an der BND30 in der Herrenleite gezeichnet und nachgebaut. Bei diesem Besuch entstand auch eine Skizze des Kühlers, welcher bei einer Fachfirma in Wilsdruff hergestellt wurde.
Rahmen, Puffer, Radsätze und Bremse wurden nach der Aufarbeitung der Komponenten zusammengebaut.

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Die Aufarbeitung der Aufbauten konzentrierte sich im Wesentlichen auf Sandstrahl- und Lackierarbeiten. Die fehlenden und schadhaften Lamellen der Kühlermaske wurden durch Neuteile ersetzt. Das Führerhausdach wurde ausgebeult und gerichtet. Einige Winkelprofile und Bleche mussten wegen fortgeschrittener Korrosion erneuert werden.

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Parallel zu den Arbeiten am Rahmen zerlegten wir im Eisenbahnmuseum das Getriebe. Der Grund für das Blockieren war relativ schnell gefunden. Das Wendegetriebe war auf „halb acht“ stehen geblieben und dessen Betätigung festgerostet. Zahnräder, Wellen und Lamellenkupplungen waren zum Glück noch intakt. Sämtliche Teile wurden gereinigt. Alle Wälzlager und Dichtungen wurden ersetzt. Nach Lackieren der Gehäuseteile wurde das Getriebe wieder zusammengebaut.

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Der Motor wurde zu einer Firma in Frankenberg gebracht und dort unter Verwendung von Originalteilen restauriert. Kolben, Laufbüchsen, Einspritzdüsen und sämtliche Dichtungen wurden durch Neuteile ersetzt. Die Ventile mussten nachgeschliffen werden. Kurbelwellen – und Pleuellager waren noch in gutem Zustand.

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Vorm Einbau in die Lok gab es einen kleinen Probelauf. Anschließend kam die Farbgebung an die Reihe.

Nun konnten die Lok komplettiert werden. Die Überführung ins Eisenbahnmuseum erfolgte am 22.04.2015.

Weitere Arbeiten an der Elektrik schlossen sich an, so dass wir vorige Woche eine erfolgreiche Probefahrt durchführen konnten. Nun fehlen noch Seitenbleche, Verglasung und Beleuchtung.

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Am Himmelfahrtswochenende sind alle herzlich zu uns eingeladen, die Lok in Aktion zu bestaunen.
Wir möchten uns an dieser Stelle ganz herzlich bei den Eisenbahnfreunden Richard Hartmann, Matthias Richter, Marian Sommer und allen beteiligten Firmen für die großartige Unterstützung des Projektes bedanken. Ohne Eure Hilfe hätten wir dieses Ergebnis nicht erreicht.

Viele Grüße, Daniel
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Di Mai 12, 2015 7:46 pm
Respekt, respekt, respekt......
So stelle ich mir das für meine CDL auch mal vor!
Hut ab und Glückwunsch!
Daniel
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Di Mai 12, 2015 7:57 pm
Spitzen Arbeit!
Na da freu ich mich jetzt aber noch mehr auf die kommenden Tage! Das wird klasse Sport
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Di Mai 12, 2015 9:00 pm
Respekt, tolle Arbeit.

Ich wünsche allzeit gute Fahrt.

Gruß Alex

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Mi Mai 13, 2015 6:29 am
Die Lok ist ganz großartig geworden. Ein Grund mehr, wieder einmal nach Chemnitz zu fahren.


Viele Grüße,
Reinhard
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Mi Mai 13, 2015 6:42 am
Auch ich kann mich nur anschließen .
Klasse Arbeit !
Neugierigerweise wäre es ja mal interessant , welche Summe diese professionelle Instandsetzung verschlungen hat .

Als "historisch" orientiertem Bahner finde ich es auch klasse , daß das Führerhaus bewußt farblich abgesetzt ist .

So wird einerseits der letzte technisch - betriebliche Umbau erhalten , andererseits aber auch die nicht werksmäßige Anfügung klar gekennzeichnet .
( Wenn das Führerhaus jetzt noch mit einfachen Mitteln ABNEHMBAR wäre .... *schwärm* )

;-)
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Mi Mai 13, 2015 10:27 am
Tolle Leistung, tolle Arbeit - allein die Erlangung der Fördermittel hat sicher schon reichlich Nerven gekostet...

Ach wenn wir doch alle für alle Fzg. und Hallenbauten und Gleisarbeiten auch EU Fördermittel hätten..

Gruß

Rüdiger
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Mi Mai 13, 2015 11:45 am
Hallo  Daniel,

eine Super-Leistung ! Besonders freut es mich, das der Motor vom Matthias Verwendung gefunden hat. Was ich nun nicht so toll finde ist das Führerhaus in schwarz. Was wollt Ihr damit bezwecken?
In Sömmerda war es doch auch grün ( siehe 1. Bild)! Sicher ist es jetzt ( mit dem "neuen" Motor ) nicht mehr der letzte Einsatzzustand... Sehr gut finde ich aber das Ihr Euch nicht für die "totale" Rückrüstung zur Grubenlok entschlossen habt.
Gibt es ein Fabrikschild zur Lok?

Nach Aussagen in Sömmerda wurden die Loks vom Kalibergbau übernommen.

Unsere BND 30 wartet auch noch auf eine Aufarbeitung:

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Grüße Sven K.
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Mi Mai 13, 2015 1:54 pm
Hallo zusammen,

danke für die Blumen. Bei der Farbgebung haben wir uns an den vorhandenen Farbresten orientiert und versucht, die Farbtöne mit RAL - Farbkarten zu ermitteln. Da die Farbe bereits stark angegriffen war, kam das einer Lotterie gleich. Das Führerhaus war jedenfalls in einem dunklen Grau gehalten (nicht grün). Auf dem ersten Bild ist das noch zu sehen. Wir haben uns bei der Restauration für anthrazitgrau (RAL 7016) entschieden. Auf dem letzten Bild täuscht das vielleicht etwas. Jedenfalls ist die Laube nicht schwarz. Ist ja keine Dampflok Wink

Kurz zum Thema Fördermittel: Von der Einreichung des Projektes bis zur Bewilligung verging ca. 1 Jahr. Interessant war auch der zu tätigende Aufwand bezüglich Reporting und Abrechnung. Für uns hat sich diese Mühe aber definitiv gelohnt, da wir die Lok innerhalb eines dreiviertel Jahres nie und nimmer in dieser Qualität hätten aufarbeiten können.

@Sven: Danke für die Infos zur Herkunft. Hast Du noch Fotos von der Lok in Sömmerda? Wir suchen noch Bilder aus dieser Zeit. Die Lok hatte an der Führerhausseitenwand unter dem Klappfenster eine Anschrift "VEB Dachziegelwerk Sömmerda..." Diese wollen wir gern wieder anbringen. Die Schrift war leider nur noch sehr schlecht zu erkennen. Das Fabrikschild ist noch vorhanden (wenn auch stark verwittert).

Gruss Daniel
deutzl
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Mi Mai 13, 2015 2:00 pm
Hallo Daniel,

Danke für Deine Erläuterungen. Werde mal nach Fotos für den Schriftzug suchen.

Grüße Sven K.
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