Falls jemand Lust hat auf Weichenbau, hier eine Kurzanleitung für die Herstellung einer geraden Zunge.
Man nehme ein herrenloses Stück Schiene und schneide es mit etwas Zugabe auf die gewünschte Länge ab.

Entscheidend für das Gelingen ist der berühmte Knick an der richtigen Stelle und im richtigen Winkel. Hier ist die Maßabnahme an einer bereits vorhandenen Zunge mit gleicher Länge und Abzweigwinkel von Vorteil. Ebenfalls von Vorteil ist ein Brenner, um einen kurzen Knick hinzubekommen. Kaltes Biegen geht auch, nur wird der Knick etwas runder. Hat auf die Funktion aber keinen Einfluss.

Hier sieht man schön, dass bei einer langen Zunge der Knickwinkel nur wenige Grad betragen darf.
Praktischerweise habe ich gleich mit der Flex angezeichnet, womit auch ein gerader Schnitt erfolgt.

Nachdem beide Schnitte angerissen sind, wird von oben ca. 1o mm tief eingeschnitten. Geht mit der Millimeterscheibe wunderbar.

Nun wird stückweise der Kopf durchgeschnitten, wobei die Trennscheibe geschoben wird.
Geschoben deshalb, damit die dünne Scheibe nicht im bereits vorhandenen Vorschnitt verkanten kann.

Das Abkühlen der Schnittflächen führt bei solch langen Schnitten zum "Zusammenwachsen" des Schnittes, also muss nach ein paar Zentimetern, damit es nicht zum Klemmen der Scheibe kommt, der abgeschnittene Streifen vom Schnitt weggebogen werden.
So lange die Scheibe leicht läuft ist alles gut. So alle 5 cm muss aber wieder Platz geschaffen werden.

Für das Durchschneiden des Kopfes braucht man natürlich frische Flexscheiben. Übriggebliebene halbe Scheiben lassen sich noch zum Vorschneiden verwenden.

Nachdem der Schienenkopf bearbeitet wurde, geht es analog mit dem Fuß weiter.


Auch hier muss regelmäßig für Entspannung gesorgt werden.

Nun noch entgraten, die Enden sauber schneiden und ein Loch für die Laschen hineinzaubern und schon ist die Zunge im Rohbau fertig.

Der Feinschliff erfolgt dann an der Weiche, wo sie genau eingepasst wird. Jetzt kann noch ein wenig mit gezieltem Wärmeeintrag, fein nachgebogen und passend geschliffen werden.

Die abzweigende Zunge ist nicht viel komplizierter. Hier muss nur der unbearbeitete Teil im passenden Radius vorgebogen werden.
Die Herstellung und Einpassung dieser S20 Zunge hat ca. 10 Stunden gedauert.
Geschnitten wurde mit einer 125er Flex. Verbraucht wurden 8 Trennscheiben, eine Schruppscheibe und einer 80er Fächerscheibe.
Mit Strom und Gas zusammen, hat die Zunge also keine 25,- € gekostet.
Gruß Torsten