Mahlzeit!
Hier nun der nächste Bericht von den Arbeiten an der 99 3315 und ein paar Bilder von der Demontage:

Am 21.10.2015 wurden Führerhaus, Wasserkästen, Schornstein und Kesselbekleidung demontiert.

Nach dem Abheben des Kessels.

Am 23.10.2015 erfolgte die Demontage von Treib- und Kuppelstangen, sowie der äußeren Steuerung, Kreuzköpfe und Gleitbahnen, Ausachsen. Reinigung der Einzelteile und Aufbauen des Rahmens auf Richtplatte. Die demontierten Baugruppen wurden sorgfältig beschriftet und für die Schadaufnahme sortiert.
Anschließend wurde mit der Befundung und Aufnahme der Schäden begonnen. Am 26.10.2015 erfolgt das Entfernen der alten Radreifen.
Nach der abschließenden Befundung mit den Vertretern der WEM wurde umgehend mit der Aufarbeitung der Baugruppen begonnen. Parallel zu den Arbeiten am Fahrwerk wurden die Armaturen in Angriff genommen. Der Kessel wurde zur Aufarbeitung in die Kesselschmiede nach Kolín gebracht, entrohrt, chemisch und mechanisch gereinigt.

Bei der Kesselbefundung in KolínMitte Dezember mit ausgebautem Rohrsatz und entfernten Lukenfuttern vorgefunden und soweit zugänglich von außen und innen befahren. Die Wiederverwendbarkeit des Altkessels wurde bestätigt und der Arbeitsumfang der Instandsetzung festgelegt. Neben dem Austausch der Lukenfutter, dem Erneuern von Rohrsatz und Rauchkammermantel, wurde u.a. die Erneuerung des Langkesselbodens, der Deckenstehbolzen, Einspeiserohre und einiger Seitenstehbolzen vereinbart.

Hinterkessel mit ausgebauten Waschlukenfuttern.

Befahrung des Langkessels von Innen mit Blick auf die Einspeiserohre und die Feuerbüchse mit Deckenstehbolzen und Querankern.

Mein Vereinskollege Daniel beim Einstieg durch den engen Domuntersatz, das ist nicht jedermanns Sache. Mir wurde es sozusagen in die Wiege gelegt.

Am Langkesselboden war erheblicher Lochfras vorzufinden, hier ist der Austauschen des kompletten Bodens auch in Anbetracht der zahlreich eingeschweißten Flicken alternativlos.

Blick von unten in die gut erhaltene Kupferfeuerbüchse.

Die Korrosionsschäden an den Deckenstehbolzen waren noch relativ überschaubar, doch sollen sie im Rahmen der planmäßig vorbeugenden Instandsetzung getauscht werden, damit wir auf lange Zeit Ruhe mit dem Kessel haben.
Am 21.12.2015 erfolgte das Heraustrennen des Langkesselbodens und der Rauchkammer.

In Zamberk wurde kurz vor Jahresende noch fleißig am Rahmen gearbeitet. Es erfolgte das Heraustrennens der beschädigen Rahmenprofile, Ausnieten der eingelaufenen Verstärkungsbleche am ersten Achslagerausschnitt und das Einschweißen der neuen Rahmenteile im hinteren Rahmenbereich.

Zur gleichen Zeit war die Aufarbeitung des Stangensatzes in vollem Gange. Die stark verschlissenen Stangenköpfe wurden aufgeschweißt und anschließend mechanisch bearbeitet.

Dies war notwendig, da die letzten grundhaften Fahrwerksarbeiten nun auch schon über 40 Jahre zurückliegen. Erst nach der Wiederherstellung der Maßhaltigkeit lassen sich neue Stangenlagergrundkörper herstellen.

Am Rahmen wurde das Deckblech unter dem Rauchkammerträger wegen zahlreicher Risse und starker Korrosion erneuert.

Einige kleinere Risse mussten ausgeschliffen und verschweißt werden. Links im Bild sind zwei in früheren Zeiten geschweißte Risse zu sehen.

Nachdem im Januar die Radsatzgruppe vermessen, sowie Hub und Winkel der Hallschen Kurbeln geprüft wurden, konnten die Kurbeln zur weiteren Aufarbeitung abgezogen werden.
Der Zustand der Achsschenkel nach dem Abziehen bereitete eine böse Überraschung. Bereits in früheren Zeiten wurden hier die Presssitze beschädigt und ausgesprochen feldmäßig durch in Rillen eingehämmerte Drahtstücke versucht, die Kurbeln wieder fest zu bekommen. Da die Schenkel bei Brigadeloks nicht zylindrisch sondern leicht konisch sind, reicht schon relativ geringer Materialabtrag, um nicht mehr genug Übermaß im begrenzten Aufschubweg zu haben. Nach der Prüfung verschiedener Reparaturvarianten wurde dem Aufschweißen der Nabenbohrung in den Kurbeln durch einen Spezialschweißfachbetrieb und der anschließenden Bearbeitung von Bohrung und Achsschenkeln der Vorzug gegeben.

Ende Januar waren die Richt- und Reparaturarbeiten am hinteren Rahmenteil bereits weit fortgeschritten.

Mit den richtigen Maschinen kann man richtig tolle Sachen machen: Überdrehen des Rauschkammertürringes auf der Großdrehmaschine...

Auch die Dichtflächen des Dampfdomoberteils wurden auf der Maschine überdreht.

Für das Bearbeiten von Radsätzen ist die Maschine mit einer Kopiervorrichtung ausgestattet. Hier werden die Felgenkränze der Radkörper überdreht, um sie auf das anschließende Aufschweißen vorzubereiten. Unter den aufgetrennten Radreifen wurden Blechbandagen entdeckt, mit denen die WEM-Werkstatt in Krauschwitz offenbar versucht hat, den durch vielfaches Überdrehen zu geringen Durchmesser der Felge auszugleichen.

Das Ergebnis des aufwendigen Aufschweißprozesses, der wiederum in einer Spezialfirma ausgeführt wurde. Nun konnte das Urmaß des Felgenkranzes durch mechanische Bearbeitung wiederhergestellt werden.

Besichtigung der Werkstatt durch den Landesbeauftragten für Bahnaufsicht des Freistaates Sachsen Dr. Henkel hier beim Rundgang durch die mechanische Werkstatt.

Der fertig bearbeitete Rahmen.

Eine Vielzahl an aufgearbeiteten Komponenten liegt zum Einbau bereit ua. Teile der Äußeren Steuerung und Armaturen.

Die neuen Radreifenrohlinge.

Neue Ventilkegel für die Speiseventile.

Aufgearbeites Reglergehäuse.

Anfang Februar wurden dann die Achslagerführungen an den gerichteten und aufgearbeiteten Rahmen angepasst.

Die Achslager erhielten neue Rotgussgrundschalen, die anschließend bearbeitet werden.

Überdrehen der Exzenterscheiben der Stephensonsteuerung auf einem Spezialfutter.
Soweit für heute, im nächsten Bericht geht es mit den Arbeiten ab Februar.
Gruß Sven